Der Abend am Tag nach der Sendung

Der Abend am Tag nach der Sendung

Oh diese wunderbare Ruhe in meinem Kopf. Keine offenen Fragen mehr, die wieder und wieder in meinen Kopf kreisen – herrlich! Mein erster Auftritt bei Kaffee oder Tee war vor allem eines: AUFREGEND.

Allein schon das erste Mal als Teil der Sendung in einem Studio zu stehen – eine eigene Kulisse zu haben. Und so hab ich mich auch das erste Mal mit folgenden Fragen konfrontiert gesehen: Wie baue ich mich auf? Wo lege ich was hin, damit ich während der acht Minuten Showtime alles schnell und griffbereit zur Hand habe? Wie muss ich meine Utensilien halten, damit die Kamera sie gut filmen kann?

Vor der Sendung gab es eine Probe. Das hat seeeeehr geholfen. Eine Schraube in ein Brett schrauben ist in einem Fernsehstudio nämlich etwas ganz anderes als zu Hause in der eigenen Werkstatt! Gleichzeitig werkeln und reden – gar nicht so einfach wie gedacht. Und am besten auch noch mit der Moderatorin im Gespräch bleiben – ich bin seit gestern sehr beeindruckt von Leuten, die das hinkriegen. Nach der Probe war klar: Der Zeitplan wird eng, aber es könnte hin hauen.

Und dann kam die längste Stunde des Tages. Die Stunde zwischen Probe und Auftritt. Wie gut, dass ich zwischendurch mit der Anprobe (die Bluse schnell nochmal aufbügeln) und in der Maske (na, fünf Schichten Makeup sollten reichen) abgelenkt wurde.

Und dann wurde ich ins Studio gerufen. Bis dahin konnte ich mir einreden, dass ich noch relativ beieinander bin. Aber als dann Evelyn König zu mir kam und das Licht über mir anging – da war es mal ganz kurz vorbei bei mir. Meine Stimme wollte nicht so wie ich, mein Konzept, das ich mir natürlich fein säuberlich zurecht gelegt hatte, war verschwunden und plötzlich war ich auf Sendung. Um mich zu fangen, hab ich doch mindestens eine Minute (oder war es doch ein bisschen länger?) gebraucht. Aber dann war ich im Flow. Ein Handgriff folgte auf den anderen, wenn auch nicht immer perfekt, so doch durchgehend im Fluss. Akkuschrauber falsch eingestellt – Mist. Weiß-roten Farbverlauf mit einem neuen Pinsel gerettet – puh. Magnetbotschaften perfekt platziert – yay. Glasgravur trotz Aufregung hingekriegt – schluckschwitz. Als Evelyn König unseren gemeinsam vereinbarten Schlusssatz „Dann dreh doch noch einmal das Glas ins Regal, Elli“ sagte, war ich einfach nur baff, wie schnell die insgesamt acht Minuten dann doch vorbei waren.

Das Licht über mir ging aus. Meine Anspannung war augenblicklich wie weg geblasen. Und dann bin ich erstmal ganz leise, aber sehr glücklich und euphorisch, Arme schwenkend hinter meiner Werkbank herumgehüpft –  PUUUUUH. War das aufregend. Mal sehen, wann ich mich traue, das Video anzuschauen…

Elli Böttcher
elli@elliboettcher.de
Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar